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                                                   Niederthai

                                                                                                                 
                                                          Niederthai im Ötztal.

 

 

 

 

 

 

 




 

 

 

 

 

 

 

 


 

  

Im Tal Umhausen, rechts oberhalb, Niederthai mit dem Hoarlachtal, wo Richtung Osten ein alter Saumweg und Übergang ins  Gleirschtal im Sellrain geht.

                               

 

                                   
                                    Atlas Tyrolensis von Peter Anich, anno 1772.

 

 

 

 

Begehung der "Breiten Scharte" 2761m, Übergang zwischen Gleirschertal (Sellrain) und Zwiselbachtal (Niederthai).

 

Im Sommer 1998 sind  mein Enkel Philipp und ich auf das Joch "Breite Scharte" marschiert, um den Übergang genauer zu erforschen. Von Niederthai aus gingen wir auf die Gubener-Hütte, übernachteten dort, stiegen Tags darauf  dem markierten Steig folgend bis zur obersten Wasserquelle. An dieser Stelle verließen wir den Steig über das Gleirschjoch und folgten dem Talverlauf (unschwierig) Richtung "Süd-Ost" zur "Breiten Scharte". Nach 3 Stunden standen wir auf dem Joch und ich konnte meine Forschungen machen. Der östliche  Hang (Samerschlag!!) ist in einer Breite von ca. 20 Meter vor Jahren ins Tal abgebrochen und hinterließ einen tiefen Graben. Ansonsten ist dieser Übergang leichter zu Überqueren als das benachbarte Gleirscherjöchl. (2750m)  Das Gleirscherjöchl war ein häufig begangener Saumweg vom Ötztal ins Sellraintal und umgekehrt. Vor 5 Jahren (1995) erzählte mir Isidor Grießer, daß er als junger Mann geholfen hat, die Pferde ins Küthai auf die Sommerweide zu treiben, und da sind sie über die Breite Scharte gefahren. Nur mehr schmale Steigspuren an den Hängen sind heute noch erkennbar. (von Schafen und Wild)

 

                                               

In der "Stube", eine Bezeichnung der Gegend unterhalb des Überganges auf der Zwiselbacher-Seite in 2500m Höhe. Im Hintergrund die "Breite Scharte", dieser Übergang ins Sellraintal wird heute nicht mehr begangene. Sehr wohl in alter Zeit.

                                              

Etwas abseits des Steiges über das Gleirschjöchl fanden wir einen verfallenen  Unterstand in der Größe von 2 x 1,3m und an der Hangseite 1,5m hoch. An drei Seiten mit Trockenmauern umgeben, wobei 2 Seitenmauern eingestürzt sind. Zuinnerst war eine kleine Feuerstelle. 6 bis 8 Leute konnten hier bei einem Unwetter untersitzen. Holzreste haben wir keine gefunden.  

                                              

Über das Alter dieses Unterstandes taste ich im Dunkeln. Alte Hirten, Jäger und Bergsteiger von Niederthai konnten mir über diesen Unterschlupf  keine Auskunft geben. 

 

 

 

Besiedelung:

Entgegen der Lehrmeinung, dass das mittlere Ötztal durch das Tal besiedelt worden ist, bin ich der Auffassung dass dies nicht der Fall ist. 

Warum?    

Hier ein  Ausschnitt aus meiner Arbeit zum Oberen Höfle in Niederthai.

 

Als der wohlbekannte Mann von Similaun (Tisenjoch), kurz ÖTZI  genannt, vor ca. 5000 Jahren, auch ins hintere Ötztal gekommen ist, war die Gegend ums Höfle schon Weideland. Es ist vom großen Köfler Felssturz verschont geblieben und hatte genau so viel Wasser und Sonne, dass  es schöne Weiden abgab. Niederthai selbst, ist viel jünger, als das Höfle, denn nach dem Felssturz, vor ca. 9000 Jahren, hatte ein Geröllberg, (dies ist der heutige Tauferberg, vom Mausle bis zu der Stelle wo heute der Wagenschupfen steht, zwischen Sennhof und Höfle) hinter sich einen See aufgestaut (Dieser See reichte im Hoarlachtal bis über die Brücke beim Raut hinein und war bis 75 Meter tief). Einige Zeit später brach ein Teil dieser Geröllmauer und das Wasser brach aus. Seit dort gibt es den Stuibenfall. Heute kann man noch gut die Abrisskante des Seebodens sehen.  Am Tölderboden, Ennepach sowie ob der Kirche auf der Enternseite, am Rauhenbichl und in der Untern Raut auf der  Sennhoferseite. Vor ca.2500 Jahren lebten im Oberinntal, aber auch im Ötztal, vor allem an den Hängen  um Ötz, der Stamm der Breonen. Dieser Stamm wurde von den Römern unterworfen. Die Römer bauten Verkehrswege von Süden nach Norden,  einen Weg über den  Reschen (Via Claudia Augusta) und den anderen  Weg über den Brenner. Dabei haben sie, die Römer, sich schon bestehende Steige zunutze gemacht.  Aber was sehr wichtig für meine Überlegungen ist, es gab im ganzen Oberinntal nur 2 Brücken über den Inn. Eine Brücke bei Zirl, die andere Brücke bei Starkenbach-Mils. Nach dem Zusammenbruch des Römischen Reiches, (476 unserer Zeitrechnung), sind auch die Verkehrswege noch schlechter geworden, das Land hatte wenig Einwohner, die Besitzrechte waren lose bis nicht geregelt. Diese Situation nützten die Bajuwaren und Alemannen ( Flucht vor den Hunnen ). Sie kamen vom Allgäu übern Fernpass einerseits, oder durchs Unterinntal und Seefelder-Sattel in das "Land im Gebirge", so hieß damals Tirol, und besiedelten die freien Gebiete mit einer neuen  landwirtschaftlichen Methode, mit  Schwaighöfe. Schwaighöfe wurden vor allem in einer Höhe angelegt, wo kein Korn mehr ausreifte, und bestand  aus Milchwirtschaft. Durch das Mähen und Trocknen von Gras, (Heu und Gruemet) konnte man mit dem bevorrateten Heu leichter über den Winter kommen, dadurch war eine intensivere Landwirtschaft möglich. Nach alter breonischer-rätherischen Methode (Weidewirtschaft), hatte man das Vieh während des Jahres auf verschiedene Höhenlagen gebracht, wo die Tiere  je nach Grasvorrat weideten. In den Wintermonaten gab es fast nichts zum Fressen, die Tiere magerten stark ab oder gingen ein. Auch brauchte man große Flächen Weidegebiet für diese Art der Viehhaltung. Die Stellung eines Hirten oder Hirtinnen war zur damaligen Zeit, eine sehr angesehene und wichtige.

Nun wieder zu den Schwaighöfen!

Der Grundherr (meist waren es Adelige  oder Klöster), baute ein Haus mit Stall und Stadel auf ein Grundstück, stellte 4 Stück Kühe,1 Sau, 2 Hennen in den Stall, setzte einen Pauwleut (Bauer) auf dieses Gut, der im Jahr 300 Käse, (ein Käs wog ca.1,5 bis 2 kg) Grund-und Herrnzins bezahlte. Dieser Bauer hatte zum Teil das Erbrecht auf diesem Hof, oder wurde jährlich von Neuem in seiner Funktion bestätigt. Einmal im Jahr, am "Taiding-Tag", wurden die Pflichten vorgelesen, sowie die Bestätigungen zur Weiterbewirtschaftung von den Grundherrn ausgestellt.  Meist im Juni. In den Jahren 600 bis 700 AC, in der Zeit der friedlichen Besiedelung durch die Bajuwaren im Inntal, ist auch die Hochebene von Niederthai wieder besiedelt worden. Es gibt starke Argumente dafür, daß dies vom Osten und zwar über das Gleirschjöchl vom Sellrain her geschah.

Warum?

Man muss sich in diese Zeit zurückversetzen. Der Talboden des Ötztales war fast unbegehbar, die Ache floss wie sie !!! wollte, der Rest des Tales war Sumpf oder mit Gestrüpp verwachsen. Es gab keinen Weg oder Saumpfad. Die Steilstufen (Gstoag) waren schwer zu überwinden und im Längenfelder-Becken war noch ein See. Die Urbevölkerung im Ötztal ist im Süden vom Schnalstal und Passeiertal nach Gurgl, Vent, Zwieselstein gekommen (dieses Gebiet war Weideland, Almen, im Winter kaum bewohnt). Im Norden, waren höchstens Sautens und die Sonnenhänge von Ötz besiedelt. Diese jedoch über das ganze Jahr. Die Hochebene von Niederthai konnte schwerlich von Süden , aber auch äußerst unwahrscheinlich von Norden her besiedelt worden sein. Der einzige gangbare Weg ins Hoarlachtal führt vom Sellrain her. Die Bajuwaren kamen mit ihrem Vieh , von ihrer alten Heimat, über den Seefelder- Sattel, überquerten bei Zirl den Inn, (für das ganze Oberinntal gab es nur 2 Brücken über den Innfluss, die 2. Brücke war bei Starkenbach-Mils) oder kamen durchs Unterinntal immer auf der Südseite, in das Gebiet um Axams. Die Pfade ins Sellraintal waren nicht schwierig. So kamen die Bayern mit ihrem Landhunger auch ins Gleirschtal, überquerten den Bergkamm beim Gleirschjöchl oder Breite Scharte und besiedelten das Hoarlachtal von Larstig nach Niederthai. Von dort besiedelten die Bayern die Talsohle um Umhausen und breiteten sich sowohl nach Norden als auch nach Süden aus. Auch Gries im Sulztal ist mit größter Wahrscheinlichkeit vom Sellraintal aus besiedelt worden. (Winnebach) Im Jahr 782 AC, (Anno Cristi) gründete Tassilo III., Herzog von Bayern, (seine Regierungszeit war von 748 bis 788), das Frauen-Kloster Chiemsee, vom Orden der Benediktinerinnen. Insgesamt gründete er 27 Klöster, auch Innichen  im Pustertal  und Kremsmünster in Oberösterreich.  

Das Frauenkloster Chiemsee wurde  wie üblich mit vielen Gütern ausgestattet. Nach mündlichen Überlieferungen wurde schließlich im Jahre 1077 eine Kaiserurkunde , "Privilegium Heinrici IV.Imp." über die Besitzungen des Klosters gemacht. Neben vielen Besitzungen um Chiemsee, sind 2 Tiroler Gebiete, und zwar "Leuchental ,Axun", Leuckental und Axams, niedergeschrieben worden. Es ist für mich nicht verwunderlich, dass  das Frauenkloster Chiemsee, AXAMS mit eigener Hofmark  (Gerichtsbarkeit), zu ihrem Hauptort machte, denn in der Nähe bestand ein Übergang über dem Inn (bei  Zirl). Die Ortschaft Axams, in günstiger Lage (ca.700 m), war Verwaltungszentrum ihrer Besitzungen im Inntal, und dem Ötztal. Bis 1804 bzw. 1849 war das Kloster Frauen-Chiemsee der größte Grundherr im Ötztal und der meisten Höfe und Güter in Umhausen.  

 © 1996 by Kopp Werner, Hall in Tirol.

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Grastalhof

                               Grastalhof und Feld.

 

Der Grastalhof im Hoarlachtal hinter Niederthai existierte zwar lange schon, erst aus dem Jahre 1366 ist ein Kaufbrief zwischen den Herrn von Starkenberger und dem Herrn von Fras aus Au im Tiroler Landesarchiv in Innsbruck vorhanden.

                                                             

                            Kaufbrief zwischen Chunrad der Fras aus Au und Hans von Starkenberger, anno 1366.  TLA 

 

                                          Grastalfeld im Hoarlachtal

An der Stelle wo heute der große Heustadel steht, befand sich bis ca.1850 der Grastalhof mit einer Feuerstelle und einem Backofen. Beim rechten oberen Heustadel befand sich der Stall dazu.

                                                          
Segmentablagerungen bei der Wassereinkehr oberhalb des Grastalfeldes. Die durch Brandrodung zuunterst gefundene Holzkohlenschicht wurde mit der C14 Methode, zwischen anno 1042 und 1223 unserer Zeitrechnung datiert. (siehe Clemens Geitner)

 

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Holzalter

 

                         Altersbestimmung  von Holz  in Niederthai!

                                    (Dendrochronologisch datierte Gebäude in Niederthai.)

                            

Im Jahre 1976 hat die Studentin Frau Aki Giertz aus München, im Auftrag von Alpen-Botaniker Dr. W. Moser, vor allem mit Grießer Isidor, folgende Gebäude in Niederthai untersucht.
Weiters hat  Dr. Nicolussi, von der UNI Innsbruck, mit mir, Werner Kopp, im Sommer 1998 zusätzlich 4 Objekte geprobt. 

                                    

                                            Holzbalken von Haus 44 in Niederthai mit Schlagdatum  1625.


Larstig- Haus von Hittls, seit 1953 zerst...............1471

Larstig- Haus von Grießer....................................1770

Larstig Stall,........................................................1575*

Niederthai, Haus 6..............................................1465*

Niederthai, Haus 25............................................1555*

Niederthai, Haus 33..............................................1473

Niederthai,  Haus 36.............................................1594

Niederthai, Scheune 36.........................................1571

Niederthai, Scheune 37.........................................1624

Niederthai, Berghof- Scheune 38..........................1870

Niederthai, Scheune 39.........................1525 und 1765

Niederthai, Haus 41,Innen....................................1692

  Niederthai, Scheune 41................1604,1838 und 1863  

Niederthai, Haus 44.......................................1625-35*

 

* Bei den 4 Proben von 1998 wurden an 3 Proben, die Waldkanten exakt mit den Schlagdatum datiert .

Für das Haus 44, ergaben  aus 3 Proben ,  eine  ca. Datierung  von 1625 bis 1635 .

     

Werner Kopp, Hall in Tirol, im Monat Hornung (2) AC 1999.

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Pollenprofile im Hoarlachtal-Larstigtal:

 

Die Universität München, Institut für Goegraphie machte in den Jahren 1990 bis 98 umfangreiche Bodenuntersuchungen in diesem Teil des Ötztales.
Clemens Geitner schrieb in seiner Diplomarbeit 1999 diese Forschungsergebnisse unter dem Titel: "Sedimentologische und vegetationsgeschichtliche Untersuchungen an fluvialen Segmenten in den Hochlagen des Hoarlchtales." zusammen. ISBN 3 925 308 52 0 , Geobuch-Verlag, München.

 

 

 

        

         Das Hoarlachtal mit seinen Seitentäler, östlich und oberhalb von Umhausen im Ötztal.

 

 

                         

                           Hochmoor im Larstigtal, 2285 Meter über dem Mittelmeer.